Ich verschränkte die Arme hinter dem Kopf und ging gemütlich die Straße entlang, zum Himmel hinaufsehend. Nur wenige Sterne waren zu erkennen, was wohl der Straßenbeleuchtung zu verschulden war, aber hübsch waren die wenigen die man sehen konnte doch. Ich senkte den Blick wieder auf meinen Weg als ich ein leises Maunzen hörte. Eine Katze saß auf einer Mauer und sah mich an. Ich lockte sie zu mir und kraulte ihr durch das weiche Fell. Sie schnurrte, doch spannte sich plötzlich an als ein tiefes, lautes Bellen zu hören war. Ich wandte mich rasch in die entsprechende Richtung. Wie aus dem Nichts stand da ein abgerissen aussehender, aber glücklich wedelnder, Bernersennen Hund, der sehr an der Katze interessiert schien, die sich erschrocken aus dem Staub machte. Der Hund setzte ihr bellend nach, doch als sie hinter der nächst höheren Mauer verschwand ließ er Rute und Ohren hängen, offenbar nun niedergeschlagen. Ich musste lächeln und überlegte nur kurz, ehe ich mich hinhockte und die Hand ausstreckte. Hey mein Junge. Komm doch her. Die Ohren des Hundes stellten sich auf und er sah mich kurz mit schief gelegtem Kopf an, ehe er wedelnd zu mir lief und interessiert an meinen Fingern roch. Er schleckte darüber, offenbar schmeckten sie noch nach meinem Abendessen. Ich lachte und hob vorsichtig die andere Hand, doch senkte sie schnell wieder, als der Hund winselnd zusammenzuckte. Hey, hey. Schon gut Großer. Ich tu dir doch nichts. Sanft strich ich ihm mit den Fingern der abgeschleckten Hand über die Schnauze und dann über den Kopf. Nun wo ich ihn so vom nahen ansehen konnte, bemerkte ich das er nicht nur abgerissen aussah, er war es. Sein eigentlich dichtes Fell war stumpf und ausgefranst. Nach und nach arbeiteten sich meine Finger bis zu seinem Rücken weiter wo ich die zu erwartenden Knochen spüren konnte. Der Hund war abgemagert und ich konnte nun förmlich die Rippen zählen. Du bist ein Straßenhund, was? An seinem Hals war kein Halsband zu finden, was meinen Verdacht noch etwas bestätigte. Der Hund reckte sich meiner Hand entgegen und schloss die Augen. Armer kleiner Junge. Klein war vielleicht nicht das rechte Wort, der Rüde, wie ich nun bemerkte, war ein Riese, aber trotzdem passte es wie ich fand. Hmm... hast du Hunger? Vorsichtig, um ihn nicht zu erschrecken, kramte ich mit der freien Hand in meiner Jackentasche. Tatsächlich, da war noch ein halbes Brot von meiner Herfahrt. Ich zog es hervor und hielt es dem Hund vor die Nase. Er sah es kurz an, ehe es mit einem Happs schon wieder verschwunden war. Er schleckte mir gründlich die Hand ab. Ich lachte, doch schwankte dann mit einem Mal und fing mich nur knapp ehe ich umfiel. Ich musste zurück und zwar schnell. Ich richtete mich rasch auf, was den Hund dazu brachte erschrocken wegzuzucken. Ich deutete mit einer zitternden Hand eine beruhigende Handbewegung an. Sorry Kleiner, ich muss nur schnell zurück. Machs gut. Ich winkte ihm und ging dann so schnell wie möglich zurück, ohne umzufallen.
(Wohnung 2a)